Halo 1 Boxart

Über Halo 1 und den Multiplayer etwas zu schreiben, ist gar nicht einfach, eigentlich ist bereits alles gesagt. Den Multiplayer von Halo 1 umgibt eine solche Aura von „Awesomeness“, dass fast jeder, der in gespielt hat nur in den höchsten Tönen von ihm spricht (auch viele, die den MP nie gespielt haben ). Die 3-Shot-Pistol, so unbalanced sie auch ist, ist eine der ikonischsten Multiplayerwaffen in einem Multiplayershooter.


Halo 1 hat den Ego-Shooter auf der Heimkonsole salonfähig gemacht, ja, natürlich gab es GoldenEye, aber mit dem Erscheinen von Halo wurden komplette amerikanische Studentenwohnheime lahm gelegt. Der Multiplayer von Halo 1 war allerdings (offiziell) nur lokal spielbar, Ranglisten oder Skill-Level waren daher gar nicht nötig, man konnte seiner Meinung, dass man besser als der andere ist neben dem Teebeuteln auf dem Schirm noch bei Bedarf in der Realität Nachdruck verleihen. Genau so musste man aber auch damit rechnen, dass wenn man einem Gegenspieler Dinge jenseits der Höflichkeitsschwelle gesagt hat, derjenige sich mit einer Reaktion jenseits der Gewaltlosigkeitsschwelle revanchierte (wünscht man das nicht dem einen oder anderen „Schreikind“, das einem heutzutage im Matchmaking erzählt, dass es unsere Mütter kennt??).
Halo 2 Boxart
Dann kam Halo 2. An den Launch von Halo 2 kann ich mich noch sehr gut erinnern..ich habe einem Freund, der damals einen GameShop hatte geholfen, die Spiele um Mitternacht im Großraum Düsseldorf auszuliefern. Irgendwann gegen 2 Uhr bin ich nach Hause gekommen und habe mich erst mal in die Kampagne vertieft um dann wie Millionen andere Spieler nach dem Dialog „Master Chief, you mind telling me what you are doing on this ship?“ „Sir, finishing this fight!“ meinen Controller vor Ungläubigkeit habe fallen lassen. „Ja los…finish den Fight doch, Verdorri noch eins“, darauf mussten wir aber bekanntlich 3 Jahre warten. Aber nun zum eigentlichen Thema, dem Multiplayer, bzw. um noch genauer zu sein, das Ranking-System. Halo 2 war der erste Teil der Serie, der online über Xbox-Live spielbar war, Bungie hat mit Halo 2 Features eingeführt, die bis heute absoluter Standard in Konsolenshootern sind, wie das Party-System oder Host-Migration (Spiel sucht sich einen neuen Host, wenn der aktuelle das Spiel verlässt). Gleichzeitig war Halo 2 der erste Teil der Serie, in welchem es ein automatisches Matchmaking gab. Dieses funktioniert auf den von Microsoft seinerzeit groß beworbenen TrueSkill-Algorithmen. Um das genau zu verstehen, müsste man sich mit Themen wie Gausscher Normalverteilung, Mu und Sigma auseinandersetzen und das wäre sicher kein großer Lesespaß. TrueSkill soll in jedem Fall dafür sorgen, dass das Spiel Gegner findet, die ungefähr gleich stark sind, um spannende und ausgeglichene Spiele zu gewährleisten. Zusätzlich wurde der Skill-Level in Halo 2 noch anhand eines Levels zwischen 1 (NOOOOOOOOB) und 50 dargestellt.

Übersicht der Halo 2-Ränge

Dieser Level wurde für viele Halo-Spieler zur absoluten Obsession, den Halo Ring als Symbol für den 50. Rang neben seinen Level stehen zu haben war das oberste Ziel und Zeichen von Prestige (zu Zeiten, wo CoD noch tief im Texturenmatsch des 2. Weltkriegs eingegraben war). Hierfür wurden alle fairen..naja meistens eher unfaire Mittel eingesetzt, Halo 2-Spieler erinnern sich noch „gerne“ an das „Stand-Bying“, „Superbouncing“ oder sonstige Cheats und Glitches. Bis zum ersten Patch in Halo 2 nahm das so überhand, das Bungie irgendwann die Spielerranglisten von Bungie.net entfernt hat, weil diese Rangliste zu sehr zum cheaten animiert hat. Ehrlichen Level 50-Spieler konnte man wohl an einer Hand abzählen.

Halo 3 Boxart
Bei Halo 3 diente das TrueSkill Ranking System mit den Leveln 1-50 wieder als Basis, als zusätzliches „Meta-Game“ wurden zusätzlich noch erfahrungsbasierte Ränge eingeführt. Erfahrungspunkte sammelt man durch gewonnene Spiele, in Verbindung mit den Skill-Leveln konnte man sich so die militärischen Ränge hocharbeiten, oder eben hochcheaten, auch bei Halo 3 gab es wieder ein Katz und Maus-Spiel zwischen Bungie und den Cheatern dieser Welt.

Reach Boxart
Der bis jetzt letzte Halo-Teil mit einem Versus-Multiplayer ist Halo Reach. Man kann Bungie nicht vorwerfen, mit Ihrem Abschiedsgeschenk an die Community nicht an vielen Stellen etwas Neues probiert zu haben. Etwas Neues kommt aber nicht immer bei gleich allen gut an. Denkt an meine Worte, wenn zum Beispiel eins Eurer Kinder irgendwann mal zu Euch kommt und sagt „Ich habe Heroin probiert…total mein Ding!!“. Und das Internet wäre nicht das Internet, wenn es mit den Neuerungen in Reach mit glücklichen Gesichern seelig ums Lagerfeuer im Kreis getanzt wäre, mit Regenbögen und Zuckerstangen (anders schreiben!!). Nein, Reach ist der Halo-Ableger, dem der Fäkalsturm der geballten „Netzkompetenz“ bis jetzt am intensivsten ins behelmte Gesicht geweht ist. Neben Armor Lock, und Bloom hat sich Bungie auch für das Rangsystem etwas komplett Neues einfallen lassen. Einen Skill-Level sucht man in Spiellisten vergeblich (Internet: Total vernoobifiziert), um aufzuleveln sammelt man Credits, die man bekommt egal ob man gewinnt oder verliert (Internet: Vernoobifizierung im Quadrat) und überhaupt den höchsten Rang des Inheritors bekommt man auch durch beharrliches abschießen von Konfetti speienden Grunts im Firefight (Internet:die absolute Höhe der Noobifizierung).

Halo Reach-Ränge

Für die kompetitive Fraktion, die der Welt zeigen möchte, wie awesome sie ist, bleibt nur die Arena-Spielliste, in welcher man anhand seiner Leistungen in verschiedene Ligen eingeordnet wird. Leider rollen allerdings die sprichwörtlichen Dornenbüsche durch die verwaiste Arena, was wohl daran liegt, dass Bungie es nicht verstanden hat, dem durchschnittlichen Spieler zu vermitteln, wie das ganze überhaupt funktioniert. Schade ist das, weil meiner Meinung nach das System der Arena das bisher am ausgeklügelste ist. Weil in den übrigen Spiellisten kein Rang angezeigt wird, ist auch der Glaube verbreitet, dass Reach auch einen schlechten Job im Matchmaking macht und nicht so gut passende Spieler findet, wie Halo 2 und 3. Mein Eindruck ist tatsächlich, dass Reach in der Standardeinstellung laxer bei der Zuordnung von verschiedenen Skills ist und erst wenn man bei den Matchmaking-Optionen vorgibt, dass man „Spieler mit ähnlichem Skill“ finden will, das Matchmaking ähnlich gut ist, wie in den vorangegangenen teilen.

Was bedeutet das alles für das Matchmaking und das Rangsystem von Halo 4. Aus Posts von Frankie haben wir bereits erfahren, dass das 1-50 Skill-System wohl der Vergangenheit angehört. Bestätigt sind bis jetzt lediglich „Erfahrungsränge“, über die das Aufleveln des Spartans und der entsprechenden Spezialisierungen / Fähigkeiten laufen wird. Frankie bestätigt auch, dass man bei 343 meint, dass ein Anzeigen der Skill-Level vor allem zu Missbrauch führt und die hohen Level in den früheren Teilen größtenteils nicht ehrlich erworben waren, man aber trotzdem prüfe, wie man dem Geltungsdrang eines Teils der Community gerecht werden kann. Wie könnte das aussehen? Der Ansatz von Reach war meiner Meinung nach sicher nicht schlecht, Bungie hat nur suboptimal (nämlich kaum) kommuniziert, wie bestimmte Mechanismen funktionieren. Für mich wäre es völlig in Ordnung die Skill-Ränge in den meisten Spiellisten nicht anzuzeigen und nur im Hintergrund für das Matchmaking zu verwenden, dann aber bei der Spielersuche deutlich zu sagen, dass man Spieler sucht, die sich vom Skill in ähnlichen Regionen bewegen. Für die Rang-Exibitionisten sollte es eine „Arena 2.0“ geben (die meiner Meinung nach perfekt in den fiktionalen Hintergrund mit dem Training der Spartan IVs auf der UNSC Infinity passen würde), bei der es aber zum einen keine Pflichtanzahl von täglichen & wöchentlichen Spielen gibt und dem Spieler gegenüber klar kommuniziert wird, warum sich sein Rang wie verändert. Macht man das ganze noch wie eine Sportübertragung a la ESPN im Jahr 2558 auf („Heute abend live von der UNSC Infinity….Team Red gegen Team Blue“) , hätte man sogar eine Chance Grifball im Kanon unterzubringen und dem ganzen noch frischen Wind eingehaucht. Da auch dieses System wieder dazu einlädt, es zu missbrauchen, muss 343 von Anfang an einen Banhammer schwingen, der schnell und hart trifft. Ich bin gespannt, für welchen Weg sich 343 tatsächlich entscheiden wird. Vielleicht bekommen wir hierzu auch schon während der E3 eine Info.

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